Hamburg Harburg, Freitag, 01.08.2014: Ein schönes Bild, als alle Elbepaddler, immerhin knapp 100 Boote, einträchtig und geduldig auf die Schleusung in Geesthacht warten. Die Schleusung ist gegen 9:30 Uhr angesetzt. Von hinten kommen noch zwei Frachtschiffe, auch vor der Schleuse wartet schon eins – diese haben Vorfahrt. Allerdings kommt nach Einfahrt des dritten Lastkahns die Lautsprecherdurchsage: „Bitte alle Sportboote zügig einfahren, Motorboote an Steuerbord festmachen, Paddelboote nach Backbord.“ Der Run auf die besten Plätze in der Schleuse geht los. Obwohl schon die drei riesigen Frachtschiffe in der Schleuse liegen, passen alle Elbefahrer dahinter noch locker rein. Auch drei Vierer-Ruderboote und zwei Motorboote (zusätzlich zu unserer DLRG-Begleitung) nehmen wir noch mit.
Geesthacht, Donnerstag, 31.07.2014: Am vorletzten Tag der Elbefahrt verlassen uns so einige Dinge. Verlassen hat uns die gute Strömung, die uns so geschwind in den letzten drei Wochen durch das Elbsandsteingebirge getragen, die uns an so eindrücklicher Architektur in Dresden, Meissen, Torgau und Magdeburg vorbei geschoben, die das Schwimmen im Strom zu einer Herausforderung gestaltet hat. Ab Lauenburg nimmt die Strömung stetig ab und schließlich, vor der einzigen deutschen Elbestaustufe in Geesthacht, tendiert sie gegen Null. Da muss dann jeder Kilometer selbstgepaddelt werden, keine leichte Aufgabe am Ende einer 47-Kilometer-Etappe und dann noch gegen eine steife Brise aus Nordwest.
Klein Kühren, Mittwoch, 30.07.2014: Der Elbepaddler kämpft gegen zwei der vier Elemente: Wind von vorne, der das Wasser zu kleinen Wellen aufwirft, von denen die Regentropfen abprallen und wieder nach oben hüpfen. Das dritte Element, Feuer, brennt allenfalls innendrin, um die Maschine Körper am Laufen zu halten. Das vierte Element, Erde, wird kaum beachtet. Kinn auf der Brust, den Blick starr auf die Bootsspitze gerichtet, rhythmische Paddelschläge, der Versuch, die heutige Strecke nach Klein Kühren möglichst gut und trocken hinter sich zu bringen.
Weiterlesen: 20 Stunden Dauerregen (bis jetzt jedenfalls...)
Dömitz, Dienstag, 29.07.2014: Nicht weit von Dömitz, wenn man auf der rechtsseitigen Straße etwas elbabwärts fährt, steht an einer kleinen Stichstraße der Wegweiser zur Dorfrepublik Rüterberg. 1967 verordnete die DDR Staatsregierung die „Aktion Kornblume“, bei der mehrere Dörfer entlang der Grenzelbe geräumt und die Bürger umgesiedelt wurden. In Rüterberg war das ein bisschen anders, hier wurde das gesamte Dorf mit einem eigenen Sperrzaun eingekreist, nur über eine einzige Stichstraße mit mehreren Kontrollposten war der Zugang noch möglich: das Dorf war eine Exklave, ausgeschlossen vom Rest des sozialistischen Mutterlandes.